Werkstatt :: Landschaftsbau

Felsgestalltung

 


von Thomas Wycislo

 


Felsgestaltung von Thomas Wycislo
Am Anfang steht das Studium diverser gesammelter Prospekte, Broschren sowie Zeitschriften, um die große Aufgabe zu bewältigen: Wie gestaltet man Felsen vorbildgerecht?

Erkenntnisse des Autors: Wichtiger als Vorbildtreue ist immer noch, dass es einem selber gefällt, man selber soll mit dem Ergebnis zufrieden sein! Es sei hier schon mal vorweggenommen, dass es ein schnelles und trotzdem gutes Ergebnis nicht gibt.

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Der Untergrund
Bestehend aus ponal verklebtem Styropor. Es dürfen auch gerne kreuz und quer verklebte Styroporreste sein. Die Devise heißt: Bloß keine Symmetrie oder gar Gleichmäßigkeiten aufkommen zu lassen. Mut zur Unregelmäßigkeit, die Natur ist auch nicht am Reisbrett entstanden.

Erkenntnisse des Autors: Beim Benutzen von Fliegengitter für den Unterbau sind notwendige Korrekturen und nachträgliche Geländeeinschnitte schlecht zu realisieren.

Die 1. Bearbeitung
Mit einfachen Cuttermessern wird planlos in dem Styropor-Berg herumgehackt. Dabei zufällig entstehende Vorsprünge, Ecken, Kanten und Höllen nicht weiter bearbeiten, sondern versuchen, diese deutlicher herauszuschneiden. Das Ganze ist ein völliges Zufallsprodukt, welches nur von den Vorgaben einer Gebirgsstraße, eines Weges oder Häuserplatz mit Zuwegung unterbrochen wird.

Die 2. Bearbeitung
Das mit brauner und schwarzer Abtönfarbe eingefärbte Moltofill-Spachtelpulver nach Gebrauchsanweisung ansetzen (lieber etwas dicker, ist es zu dick, verdnnen) anschließend in der Menge von 1 2 Kaffeelöffel unverdünnte und nicht eingerührte Abtönfarbe (z.B. topasbraun, dunkel- und hellbraun, aber auch ocker) oben drauf geben. Keine Angst vor zu viel Farbe, feucht sieht die Spachtelmasse ziemlich farbintensiv aus, beim Austrocknen verblassen die Farben jedoch mehr und mehr.
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Die so behandelte Spachtelmasse wird jetzt mit einem Pailletspatel in einer Dicke von ca. 1 2 cm aufgetragen. Dabei sollte man darauf achten, dass die Vorsprnge, Ecken und Kanten des Unterbaus erhalten bleiben. Eventuell zunichte modellierte Vorsprnge werden an anderer Stelle neu erschaffen.
Wenn die Spachtelmasse anfängt abzubinden, werden mit einem Stechbeitel feine Strukturen herausgearbeitet und Risse mit der Stechbeitelspitze hineingeritzt.

Längliche Abbruchkanten, Risse und/oder Rillen entstehen mit einem Cuttermesser, welches durch die abzubindende Spachtelmasse geritzt wird.
Das beste optische Ergebnis für solche Abbruchkanten, Risse und/oder Rillen erzielt man, wenn die Spachtelmasse abplatzt, also keine glatten Kanten mehr bildet. Notfalls 15 Min. länger mit dem Feinmodellieren warten.
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Erkenntnisse des Autors: Je mehr verschiedene Werkzeuge man benutzt, desto unterschiedlichere Strukturen ergeben sich. Ein ihm unerlässliches Werkzeug, welches er jedem ans Herz legen möchte, ist eine Stahlkralle, auf die er durch Zufall im Body-Shop (Drogeriekette) stieß. Sie hat ca. 50 5 6 cm lange federnde im 60 Winkel gebogene Stahlborsten (Verwendungszweck: Reinigung bez. Entfernen von Harren aus einer Haarbrste; Kosten ca. 1 Euro)

Mit besagter Kralle werden jetzt noch zusätzliche Risse in die feste Spachtelmasse gekratzt; mal mit mehr und mal mit weniger Druck, da eventuell die Stellen mit mehr Farbauftrag noch nicht vollständig ausgehärtet sind. Die Risse und Rillen sollten unregelmäßig ber den ganzen Berg verlaufen, von oben rechts nach unten links und von links oben nach rechts unten. Lassen Sie der Fantasie freien Lauf, hier sind keine Grenzen gesetzt, aber nicht nur Parallelen verwenden, sondern auch Kurven oder vielleicht auch mal S-Bögen einarbeiten.

Anmerkung des Autors: Gesehen am Vierwaldstätter See in Höhe des Ortes Flelen oder am Klausenpass im Hochtal des Urner Bodens als alpine Verwerfung oder Auffaltung des Gebirges.
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Ein letzter Gedanke sollte beim Gestalten von Felsen noch beachtet werden; Kommen Risse, Rillen oder Spalten im Winkel von rechts und links oben auf einer schrägen abfallenden Fläche auf das Auge des Betrachters zu, bilden diese sogenannte Regenablauf- bzw. Geröllablaufrinnen, das heißt viele Rillen fließen in eine größere Rinne und viele Rinnen in einen großen Spalt zusammen. Dieses endet irgendwann in einem Abgrund. Ein oder zwei einzeln stehende Felsstelen (Felstrme) runden das ganze Bild ab.

Anmerkung des Autors: Nur keine Angst dabei, meine Felsen und Berge sehen nachher jedes Mal anders aus, als ich es mir vor meinem geistigen Auge zurechtgelegt hatte.

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Die Farbbearbeitung
Zuerst wird etwas schwarz-braune Abtönfarbe mit einen 2 3 cm breiten Borsten- oder Malerpinsel aufgenommen, mit viel klarem Wasser verdünnt und großflächig auf der durchgetrockneten Moltofill-Spachtelmasse ausgestrichen. Anschließend mit einem feuchten bis nassen Schwamm die Farbe größstenteils abwischen. Durch die Kapillarwirkung des Wassers zieht sich die verbleibende Farbe sofort in die Ritzen und verbleibt dort. Die vorgefärbte Spachtelmasse dunkelt insgesamt noch mal etwas nach; aber keine Angst, auch diesmal trocknet diese wieder heller aus! Den Schwamm auswaschen und evtl. zu viel Farbe erneut mit dem Schwamm aufnehmen. Das Ganze trocknet innerhalb weniger Minuten so weit ab, dass man mit Wasser verdnnten oder puren Plaka-Farben wie gelb (11), rotbraun (52), olivgrn (49), gelbbraun (52) und diversen Braun- oder Grautönen, je nach Geschmack, farbliche Aktente setzen kann. Die Farbe kann mit dem nassen Schwamm abgenommen oder aufgebracht werden.

Auch hier gilt: Versuch macht klug. Ein völlig schlechtes Ergebnis gibt es nicht, mal ist der Gesteinston intensiver, mal ist er blasser, wie in der Wirklichkeit.

Nach vollständigem Austrocknen der Farbe kommt der krönende Abschluss der Farbgestaltung. Dazu wird der Pinsel nur mit den Spitzen in weiß bzw. hellgraue Farbe getupft, die größstenteils auf Zeitungspapier wieder abgewischt wird. Die fast trockene Farbe wird nun auf die Ecken, Spitzen und Kanten aufgebracht. Das gibt dem Ganzen erst das gewnschte Finish von verwitterten Gesteinskanten und Alterung.


Die Endbearbeitung
Mit wasserverdnntem Ponal und z.B. Woodland Fine Turf in verschiedenen Farben wird nun begrnt. Es kann als Bewuchs auch Coarse Turf (grober Turf) verwendet werden. Der Vollständigkeit halber seien hier auch die Produkte der Firmen Heki und Faller genannt. Spätestens ab hier fallen Stellen mit zuviel Farbe gar nicht mehr auf, und irgendwo mssen die Tannen ja auch noch wachsen. Angefallenes Geröll der Spachtelmasse vom Stechen und Ritzen kann jetzt ebenso wie auch Sand noch aufgestreut werden.
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Anmerkung des Autors: Es gibt viele Möglichkeiten, etwas nicht so gut Gelungenes zu kaschieren und zu verstecken. Kann etwas nicht kaschiert werden, sollte es absichtlich betont und hervorgehoben werden!

Ein letzter Tipp
Sttzmauern oder Arkaden wirken immer auflockernd, so klein sie auch sind. Deshalb gilt hier nicht der alte Grundsatz weniger ist mehr, sondern mehr ist mehr. Es versteht sich von selbst, dass Mauern nur dort angebracht werden, wo sie vom Menschen knstlich angebrachte Bauten wie Straßen, Wege, Gleistrassen, Häuser und dergleichen schtzen mssen. Selbstverständlich muss auch hier eine farbliche Behandlung stattfinden, um dem Ganzen den letzten Schliff zu geben.


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